Modellprojekt Bewegungskindergarten
Effizienzüberprüfung eines psychomotorischen Bewegungskonzeptes in KiB-Kindergärten
Projektleitung
Silke Schönrade, Diplom Sportwissenschaftlerin, Bonn, und Nicola Böcker, Diplom Sportwissenschaftlerin, Berlin
Wissenschaftliche Begleitung: Prof. Dr. Wolfgang Beudels (FH Koblenz)
Projektidee
Um die große Bedeutung einer bewegungsorientierten Entwicklungsbegleitung zu festigen ("Bewegung als pädagogisches Prinzip"), ist die Idee zu der vorliegenden Studie entstanden. Mit ihr soll die Wirksamkeit eines psychomotorischen Konzeptes in den KiB-Kindergärten getestet werden. An der Studie nehmen insgesamt ca. 320 Kinder aus KiB-Kindegärten teil.
Bei den KiB-Einrichtungen handelt es sich um folgende Kindergärten:
- Gottschedstr. 28
- Wirsitzer Weg
- Köpenicker Straße
- Drontheimer Straße
- Mareyzeile
- Berkenbrücker Steig
- Klopstockstraße
- Togostraße
- Falkenberger Chaussee
Welche Kinder nehmen daran teil?
Die Kindergärten bzw. die Kinder dieser Kindergärten werden nach spezifischen Kriterien ausgewählt (Alter, Einzugsgebiet, räumliche und personelle Bedingungen). Alle Kinder haben mindestens zwei Jahre den entsprechenden Kindergarten besucht und sind zum Testzeitpunkt vier bis sechs Jahre alt.
Testzeitpunkte
Testzeitpunkt 1: September 2010
Testzeitpunkt 2: Dezember 2010
Was soll untersucht werden?
- Motorischer Entwicklungsstand
- Aufmerksamkeits- und Konzentrationsleistung (kurzzeitig selektiv)
Die Ergebnisse der Querschnittsstudie sollen eine Aussage bezüglich des motorischen Entwicklungsstands sowie der Aufmerksamkeits- und Konzentrationsleistung der Kinder aus KiB Kitas mit einer bewegungsorientierten Konzeption machen. Die Daten werden dazu einmalig erfasst.
Methoden der Studie
Der MOT 4-6 (Motoriktest für 4- bis 6-Jährige) von Volkamer/Zimmer, ein standardisierter motorischer Entwicklungstest für vier- bis sechsjährige Kinder, dient als Testinstrumentarium.
Aufgabenbereiche des motorischen Entwicklungstests
Die Aufgabenbereiche können wie folgt zusammengefasst werden:
- Erfassung des motorischen Entwicklungsstandes
- Objektivierung der Ergebnisse aus freien Bewegungsbeobachtungen
- Einordnen der individuellen Leistung eines Kindes innerhalb einer vergleichbaren
Gruppe - Nachweis der Förderbedürftigkeit einzelner Kinder
- Differenzierung quantitativer als auch qualitativer Aussagen über die motorische
Leistungsfähigkeit
Der KKA (Kaseler-Konzentrations-Aufgabe für 3- bis 8-Jährige) von Krampen erfasst die kurzzeitige selektive Aufmerksamkeits- und Konzentrationsleistung (Leistungsmenge in vorgegebener Zeit). Es handelt sich um einen Durchstreichtest, bei dem die Kinder die Aufgabe haben, in mehreren Reihen mit verschiedenen Abbildungen die jeweiligen Zielobjekte anzustreichen. Eine Bearbeitungszeit ist festgelegt.
Ein Fragebogen zur Erfassung der biografischen Daten der Kinder sowie eine Befragung der Erzieherinnen aus den beteiligten KiB Kindergärten, u.a. bezüglich ihrer eigenen sportlichen Selbsterfahrung, sind ein weiterer Baustein in der Studie.
Die Studie endet im Herbst 2010 mit der Auswertung aller Daten, eines Abschlussberichts sowie einer Publikation. Diese versteht sich als Praxishandreichung für die Erzieherinnen aller KiB- Kindergärten und soll das bereits vorhandene psychomotorische Bewegungskonzept bereichern und unterstützen. Zahlreiche Stundenbeispiele, Spiel- und Bewegungsanregungen mit und ohne Material, Sinnes- und Entspannungsangebote etc. werden inhaltlich strukturiert und übersichtlich verfasst und können so leicht in den Kindergarten-Alltag umgesetzt werden.
Testverfahren
- MOT 4-6 - Motoriktest für vier- bis sechsjährige Kinder (Zimmer/Volkamer 1987)
Zur Überprüfung des motorischen Entwicklungsstandes wurde der "Motoriktest für vier- bis sechsjährige Kinder", MOT 4-6 von Zimmer/Volkamer 1987, ausgewählt. Er wird vorwiegend im pädagogischen, therapeutischen und klinischen Bereich verwendet und dient der objektiven und frühzeitigen Erfassung der motorischen Entwicklung.
Neben der Alterszielgruppe (4-6 Jahre) und der Ökonomie (Zeitraum der Testdurchführung pro Kind und geringer Materialaufwand), waren für die Auswahl dieses Testverfahrens zur vorliegende Studie folgende Aspekte ausschlaggebend:
- Erfassung des motorischen Entwicklungsstandes
- Objektivierung der Ergebnisse aus freien Bewegungsbeobachtungen
- Einordnen der individuellen Leistung eines Kindes innerhalb einer vergleichbaren
Gruppe - Nachweis der Förderbedürftigkeit einzelner Kinder
- Differenzierung quantitativer als auch qualitativer Aussagen über die motorische
Leistungsfähigkeit
Der Test misst folgende Bereiche der Motorik von vier- bis sechsjährigen Kindern:
- Gesamtkörperliche Gewandtheit und Koordinationsfähigkeit
- Feinmotorische Geschicklichkeit
- Gleichgewichtsvermögen
- Reaktionsfähigkeit
- Sprungkraft
- Bewegungsgeschwindigkeit
- Bewegungssteuerung
Diese Bereiche werden in 18 Aufgaben dargestellt:
- Sprung in einen Reifen (Durchmesser 70 cm) mit beiden Füßen gleichzeitig hinein und hinaus als Aufwärmaufgabe
- Balancieren vorwärts über einen Teppichstreifen (200x10 cm)
- Punktieren (Tapping) – mit einem Stift in 10 sec. so viele Punkte wie möglich auf ein DIN A4 Blatt machen
- Mit den Zehen ein Tuch innerhalb von 5 sec. greifen (40 x 40 cm), sowohl mit dem rechten als auch mit dem linken Fuß
- Seil seitlich überspringen über ein vierfach zusammengelegtes Seil (Gesamtlänge 50 cm) für 10 sec.
- Stab auffangen (80 cm lang), der farblich in 4 Zonen von je 20 cm unterteilt ist.
- Tennisbälle in Kartons legen. Drei Tennisbälle werden nacheinander von einem auf den Boden liegenden Karton in einen 4 m entfernt liegenden anderen Karton so schnell wie möglich gebracht.
- Balancieren rückwärts über einen Teppichstreifen (200x10 cm)
- Zielwurf auf eine Scheibe (Durchmesser 40 cm) mit einem Tennisball, die in 3 m Entfernung und 1,70 m vom Boden (oberer Rand) an einer Wand befestigt ist.
- Streichhölzer einsammeln – jeweils 20 Streichhölzer liegen rechts bzw. links 15 cm von einer Schachtel entfernt, die mit der rechten und linken Hand gleichzeitig in die Schachtel gelegt werden (immer nur ein Hölzchen).
- Durch einen Reifen winden (Durchmesser 70 cm) ohne ihn zu berühren
- Einbeiniger Sprung in einen Reifen (Durchmesser 70 cm) und stehenbleiben (sowohl mit dem rechten als auch mit dem linken Bein)
- Tennisring auffangen (Durchmesser 17,5 cm), der aus 4 m Entfernung dem Kind zugeworfen wird.
- Hampelmannsprung (10 sec)
- Sprung über ein Seil mit beiden Füßen gleichzeitig, über 35 cm und 45 cm
- Rollen um die Körperlängsachse
- Aufstehen und Setzen mit Halten eines Balles mit beiden Händen über dem Kopf
- Drehsprung in einen Reifen (Durchmesser 70 cm)
Es liegen für den MOT 4-6 Altersnormen in Form von MQ-Werten von vier- bis sechsjährigen Kindern vor. Aufgrund der großen Entwicklungsfortschritte in diesem Alter wird in den Normgruppen in Halbjahresschritten differenziert. In der Berechnung von Normen wird auf eine Unterscheidung von Jungen und Mädchen verzichtet, da anhand der Lösungshäufigkeit der Testaufgaben und durch Mittelwertvergleiche keine überzufälligen Testergebnisse zwischen den Geschlechtern auftreten (vgl. Zimmer/Volkamer 1987, 42).
Durch festgelegte Anweisungen und Versuchsplanung ist die Objektivität der Durchführung und Auswertung weitestgehend gewährleistet. Sowohl aufgrund der Durchführungszeit von etwa 20 Minuten pro Kind in der Einzeltestung und des geringen und in jeder Institution vorhandenen Testmaterials, kann von einem ökonomischen motorischen Entwicklungstest gesprochen werden.
Eine Klassifikation der MQ-Werte wird laut Manual wie folgt vorgenommen:
MQ | T-Wert | Klassifikation | Streubereich | % |
---|---|---|---|---|
131 – 145 | 70 - 80 | sehr gut | + 3 s | 2 |
116 – 130 | 60 – 70 | gut | + 2 s | 14 |
86 – 115 | 40 – 60 | normal | ± 1 s | 68 |
71 – 85 | 30 – 40 | unterdurchschnittlich | - 2 s | 14 |
56 – 70 | 20 – 30 | auffällig | - 3 s | 2 |
Tab. 1: Klassifikation der MQ-Werte MOT 4-6
Hier finden Sie den Abschlussbericht zur Bewegungsstudie.
Im Ergebnis wurde eine Spielesammlung aufgelegt, die exklusiv alle Beschäftigten für die psychomotorische Praxis erhalten haben.
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit haben wir uns für die durchgängige Verwendung der weiblichen Form entschieden. Im Sinne der Gleichberechtigung sind alle Geschlechter inbegriffen.
Beudels, W.; Kleinz, N.; Schönrade, S. (2010): Bildungsbuch Kindergarten: Erziehen, Bilden und Fördern im Elementarbereich. Verlag modernes lernen
Krampen, G. (2007): KKA. Kaseler-Konzentrations-Aufgabe für 3- bis 8-Jährige. Hogrefe Verlag
Zimmer, R. (2006): Handbuch der Psychomotorik: Theorie und Praxis der psychomotorischen Förderung von Kindern. Herder
Zimmer, R.; Volkamer, M. (1987): MOT 4-6. Motoriktest für vier- bis sechsjährige Kinder. Hogrefe Verlag