Sprache und Bewegung
Bundesprogramm „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist"
Sprachbildung im Kindergarten - Der Bewegungskindergarten als Handlungs– und Erfahrungsort
Die körperliche, soziale und intellektuelle Entwicklung vollzieht sich nur zu einem geringen Teil über verbale Anleitungen. Kinder können nicht belehrt werden, sie lernen selber, indem sie denken und Zusammenhänge erkennen. Wir begreifen Bewegung als pädagogisches Prinzip, Erfahrungen mit allen Sinnen zu machen, Erfahrungen im eigenen Experimentieren am und mit dem eigenen Körper zu spüren. Bewegung prägt den Kinder(garten)-Alltag. Entwicklung ist Bewegung. Unsere Raumgestaltung bietet optimale Bewegungsfreiheit, Angebote und Materialien sind vielseitig.
Die Gestaltungen der Räume werden den Bedürfnissen der Kinder angepasst und immer wieder neu überdacht. Spracherwerb findet überall auf verschiedenen Ebenen und in allen Bereichen statt. Aus unseren jahrelangen Erfahrungen in der alltagsintegrierten Sprachbildung haben wir festgestellt, dass herkömmliche Sprachförderprogramme nur spezielle Bereiche abdecken und nur einzelne Kinder berücksichtigen. Daraus ergab es sich für uns das Bundesprogramm „Sprach-Kitas“. Das heißt für uns: Alltagsintegrierte Sprachbegleitung als präventives Vorgehen, nicht nur als Maßnahme an den sprachlichen Defiziten von Kindern anzusetzen. Die kommunikativen Fähigkeiten stehen im Vordergrund. Über die Bewegung finden Kinder zur Sprache (sekundär), Sprache hat eine zentrale Funktion in Bewegungsangeboten oder sie kommen über Bewegungsaktivitäten ins Gespräch (primär). Das bedeutet Sprachbildung ist kein Nebeneffekt, sondern Bewegungs- und Sprachangebote werden ganz gezielt eingesetzt. Voraussetzung ist, dass theoretisches Wissen immer wieder aufgefrischt wird, um mit einem theoriegestützten, sensibilisierten Blick die Kinder zu beobachten und herauszufinden, wo sie konkrete Unterstützung benötigen.
Die Bildungsbereiche Musik, Bewegung, Medien und Naturwissenschaften wurden auf ihr sprachliches Potential analysiert, um abschließend Hinweise für Umsetzungsmöglichkeiten in der Praxis zu geben. Kommunikative und strukturelle sprachliche Elemente sowie die Langfristigkeit des kindlichen Spracherwerbs werden berücksichtigt. Es handelt sich hier um ein Sprachbildungskonzept, das sich auf alle Kinder bezieht und die gesamte Zeit des Kindergarten-Besuches umfasst. Dabei werden Mehrsprachigkeit sowie entwicklungs- und geschlechtsspezifische Aspekte gesehen. Sprachliche Angebote werden in Verbindung mit Bildungsbereichen gemacht.
Sprachliche Angebote sind keine zusätzlichen und isolierten Maßnahmen. Alltagsintegrierte Sprachbegleitung konzentriert sich auf die Verbindung von sprachlichen Aspekten mit Bewegung, naturwissenschaftlichen Angeboten usw. Die sprachliche Förderung wird zum Bestandteil, die Spracherziehung bewusst und systematisch in das pädagogische Angebot integriert. Der Ausgangspunkt ist es, Kinder als aussagekräftige und lernbereite Persönlichkeiten in ihrer ganzheitlichen Entwicklung zu begreifen, die Kompetenz, die Kinder in ihren jeweiligen Entwicklungs- und Bildungsprozessen unterstützen zu können. Die Anerkennung von Unterschieden bewirkt schon eine Veränderung. Um die ganzheitliche Sprachbildung zu initiieren und umzusetzen, müssen die Fachkräfte über die Fähigkeit verfügen zu analysieren, Handlungen abzuleiten und zu reflektieren. Die Voraussetzung hierfür ist die Auseinandersetzung mit theoretischen Grundlagen. Eigene Theorien müssen kritisch reflektiert werden, um vorhandene Ansätze zu gestalten.
Petra Regulin (Fachkraft für Sprache in der Kita Brauereihof)