DJI-Modellprojekt "Sprachliche Förderung in der Kita"

Das Modellprojekt „Sprachliche Förderung in der Kita“ ist ein vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördertes Projekt des Deutschen Jugendinstituts München.

Das Projekt ist den Fragen nachgegangen, wie das Kind zur Sprache kommt und wie sich Sprache zwischen dem dritten und sechsten Lebensjahr verändert. In einer ersten Phase erstellte das DJI einen Überblick zu Sprachförderprogrammen und erarbeitet in der zweiten Phase ein theoretisches Basiskonzept (siehe Literaturveröffentlichungen des DJI), das Sprachförderung in andere Entwicklungsbereiche integriert. Von Februar 2006 bis Juli 2008 wurde es - in der dritten Phase - als Modellprojekt in elf Kindertagesstätten in sechs Bundesländern weitergeführt. Alle Einrichtungen konzentrierten ihre Entwicklungsarbeit auf die Verknüpfung von Sprachförderung mit einem weiteren Lernbereich: Musik, Bewegung, Naturwissenschaften bzw. Medienarbeit.

Der Modellstandort Berlin konzentrierte sich auf den Bereich der Bewegung und wurde in der KiB-Kita Wolgaster Straße realisiert. Zwei Kolleginnen der Einrichtung arbeiteten eng mit dem DJI-Team zusammen und trugen mit viel Material zur Entwicklung des Projektes bei. Sie dokumentierten mit verschiedenen Medien ausführlich ihre Beobachtungen zu sprachlichen Kompetenzen der Kinder, zeichneten differenziert Entwicklungsverläufe nach, entwickelten Spielanregungen, erprobten Bewegungsangebote und unterstützten die Kinder bei ihren Ideen.
Die regelmäßigen Besuche durch das DJI und der Austausch mit den anderen Modelleinrichtungen auf den drei bundesweiten Workshoptreffen halfen, gemeinsam zu den Erkenntnissen bezüglich der Verknüpfung von Sprache und Bewegung vorzudringen. Dieser Prozess war nicht immer einfach, weil wir hier an Grenzen stießen. Es wurde deutlich, dass die gleichzeitige Konzentration auf Bewegung und Sprache eine große Herausforderung darstellt. Wie kann ein Kind, das sich intensiv auf seine Bewegung konzentriert, ins Sprechen kommen – stört Sprache hier? Kann Bewegung neben der Festigung und Erweiterung des Wortschatzes auch andere sprachliche Impulse setzen? Kann eine Kombination von Sprach- und Bewegungsförderung überhaupt gelingen?

 

Besuch von Frau Dr. Jampert (DJI)
 
Wir sind diesen Fragestellungen gemeinsam nachgegangen und haben spannende Antworten gefunden. Im Verlauf des Projektes haben sich drei Ebenen abgezeichnet, in denen der Sprache ganz unterschiedliche Funktion zukommt. Zum einen können Kinder aus der Bewegung heraus zur Sprache finden (Sprache sekundär), dann gibt es Bewegungsaktivitäten, bei denen Sprache eine wichtige Rolle spielt (Sprache mit zentraler Funktion) und es gibt die Möglichkeit, zu Bewegungsaktivitäten ins Gespräch zu kommen (Sprache primär). In welcher Ebene die Kinder sich bewegen, hängt von ihrem Alter und dem Stand ihrer sprachlichen Entwicklung ab. Gleichzeitig ist es immer eine Frage des Angebots: Geschlossene Formen bringen die Kinder weniger ins Sprechen als offene, in denen sie sich mit eigenen Ideen einbringen können. In der bewegungsorientierten Projektarbeit haben die Kinder eine Fülle an Möglichkeiten und bewegen sich in allen drei Ebenen.

Als inhaltliches Fazit bleibt für alle Beteiligten festzuhalten: Es darf nicht bei dem Angebot verschiedener Bewegungs- und Wahrnehmungsspiele stehen bleiben, frei nach dem Motto „Sprachförderung als Nebeneffekt“. Im Gegenteil: Wir müssen uns Bewegungsangebote für die Sprachförderung ganz gezielt zunutze machen!

Das geht aber nur,
>    wenn man sich theoretisches Wissen zur Sprachentwicklung aneignet,
>    mit dem von der Theorie sensibilisierten Blick die Kinder beobachtet, um herauszufiltern,
>    in welchem konkreten Bereich die Kinder unterstützt werden sollten.

Erst auf dieser Grundlage können geeignete Bewegungsspiele angeboten und förderliche Sprachimpulse über Materialien und Spielideen gesetzt werden. Unsere Erfahrungen zeigen, dass eine sinnvolle Verknüpfung von Sprache und Bewegung vor allem immer dann gegeben ist, wenn sprachliche Zielsetzungen das Bewegungsbedürfnis und die Bewegungslust nicht behindern.

Insgesamt hat dieses Projekt eine Auseinandersetzung mit der eigenen Fachlichkeit bewirkt. Es hat zudem die pädagogische Perspektive unterstützt, bei den Stärken des Kindes anzusetzen, denn das Projekt basiert auf dem Kompetenzansatz: “Was kann das Kind…?“ anstelle eines defizitären Blicks. Hier hat es die tägliche Arbeit der Kolleginnen überaus bereichert und so u. a. die Arbeit mit dem Sprachlerntagebuch erleichtert.

In der Trägerschaft bei KiB beabsichtigen wir, die Projekterkenntnisse und Kerngedanken in die Praxis unserer Kindergärten zu transferieren. Das Vorhaben wurde in dieser Form bereits auf der Tagung des Beirats und beim Arbeitskreistreffen ‚Sprachliche Entwicklung’ diskutiert. Grundsätzlich geht es darum, „Sprache als Querschnittsaufgabe“ zu verstehen und in mehreren Phasen das Konzept in den Einrichtungen zu `verwurzeln`. Die Implementierung des Projektes bei KiB soll nicht zu weiterer Mehrarbeit für die Kolleginnen und Kollegen führen, sondern durch Fachlichkeit und Methodenvielfalt eine Entlastung bewirken.

Das DJI-Team veröffentlicht die Ergebnisse und Praxiserkenntnisse des Projektes zum Jahresanfang 2009 in einem Handbuch. Darin soll solides Fachwissen zur kindlichen Sprachentwicklung vermittelt, konkrete Wege zur sprachlichen Förderung in den vier Bildungsbereichen aufgezeigt und Orientierungshilfen zur Beobachtung kindlichen Sprachverhaltens gegeben werden.
Als Träger gilt unser herzlicher Dank dem DJI-Team für diese spannende Projektzeit und dem Senat von Berlin für die Unterstützung dieses Konzeptes.
Unsere Anerkennung sprechen wir aber insbesondere der Leiterin und den Projekterzieherinnen der Kita Wolgaster Straße aus – mit viel Fleiß, Engagement und fachlichem Interesse haben sie dieses Projekt getragen und ihm zum Erfolg verholfen.
 
 
Präsentation von Projekten:
 

 

 
 
 
 
 
 
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