Sommerfestbewegte Kita anno 2015
Zugegeben, es braucht doch etwas Zeit und einen deutlich nachhaltigen Anschubs, sich von eher passiven, aber berechenbaren, Traditionen zu verabschieden, geliebten Bequemlichkeiten „Adieu“ zu sagen und dem eigenen Schweine-Hund einen neuen Eck-Platz zuzuweisen.
Es hat sich viel verändert in der Kindergartenlandschaft: heute sitzen Eltern und Erzieherinnen nicht mehr am gedeckten Großtisch beieinander und debattieren bis in die Nacht bei Trockenkeksen und Kuchen, meist „Käsekuchen Internationale“ und Litern von Kaffee, die mancher Diskussion mehr Feuer als Substanz einbrachten: nun sitzen wir vor dem hübschen leckeren Rohkoststeller.
Bitte nicht missverstehen: wer immer an regelmäßigen Treffen teilnahm, der hätte die kleinen Schritte wohl bemerken können. Es schlich sich so einfach von hinten an, sprich: es wurde mehr auf der Seite der Rohköstler und die dem Hoppelgenuss abgeneigte Fraktion schmolz von Mal zu Mal. Nun haben wir den Salat, im wahrsten Sinne des Wortes; aber machen wir uns nix vor. Dass die Speisepläne in den Kindergärten anders aussehen als früher und hohen Ernährungsstandards entsprechen, fordert Tribut im (globalen) Umdenken: wie die Kleinen so die Großen!
Daher wundert es nicht, dass diese Entwicklung weiter um sich greift: wo früher stundenlang gesessen wurde und manch einer den Tag ausklingen oder aussitzen konnte, ist jetzt Bewegung angesagt. Früher suchte sich Mann oder Frau den besten Platz im Gruppenraum aus, blieb im Falle des Falles 2 Stunden mehr oder weniger bequem sitzen, um dann, angefüllt mit gutem Karma (ich bin beim Elterntreff gewesen…), nach Hause zu gehen.
Auch hier Veränderung: heute muss Mann / Frau um seinen Sitz-Platz spielen, einen Parcours absolvieren, um einigen Kaffee (wenn überhaupt noch, lechz!) abzubekommen, ansonsten ist der überaus genussvolle Vitamin… die optisch schon ansprechende Alternative oder Glück, wer Leitungswasser mag. In der Pause nicht mehr die entspannende ablästernde Zigarette vor der Tür, nee, ein Spielchen mit der Nachbarin, obwohl, so unnett ist die eigentlich gar nicht. Und dann noch ein bisschen raten, zuordnen und die heilige Abschlussrunde mit Bällchen und wohl gewählten Auswertungsbemerkungen.
Aber mal ehrlich, als einem früher die Beine angesichts des langen Sitzens eingeschlafen sind, die Luft stand und der Kuchen genau die Kalorienmenge hatte, die dieser Tag nicht mehr brauchte, sieht dagegen die heutige Bilanz deutlich besser aus: Kopf und Körper sind bewegt worden, wir haben, dank eines ausgeglichenen Blutzuckerspiegels, keinen knurrenden Magen und der Schweinehund ist auch sichtlich beeindruckt.
Und „die“ hören nicht auf: früher gab es Sommerfeste in Hülle und Fülle. Meist fing es mit dem opulenten Kuchen-Büfett an, wogte dann hinüber zu den zwar äußerst ansprechenden, aber selten kalorienarmen Salaten und mit etwas Glück konnte Mann / Frau bis zum Grillen diverser Leckereien noch mithalten. Da erschien einem doch die Idee, sich gemeinsam zu bewegen, eher als guter Vorsatz denn als verbindliches Vorhaben.
Und wie nett die Erzieherinnen doch auch bereits alles vorbereitet und organisiert hatten - besser nix durcheinanderbringen, hat bestimmt viel Mühe gemacht. Aber auch hier surprise, surprise: Veränderung. Anstelle von Torten tragen steht jetzt Dosenwerfen an, anstatt sich den besten Platz zu sichern, das gut bekannte Wohlbefinden sichernde Mittelmaß an Sonne, Schatten und Spiele-Aufsicht, gibt es jetzt die appellierende Forderung nach sportlicher Kleidung, gemeinsamen Machens und gesundem Abschluss.
Keiner hätte zu Beginn gedacht, dass „die“ wirklich ernst machen, aber „die“ meinens ernst: Spiele für Groß und Klein, für Familien und Verwandtschaft, jeder die gleiche Portion, aber nur mit Moos nix los!
Zugegeben: früher sah es u.U. netter, gemütlicher als heute im Parcours-Park aus, 5 km weiter, dennoch: es macht Spaß mit den Seinen herum zu sporten, aktiver zusammen zu sein und… für alle ist etwas da - unabhängig vom Geldbeutel. Eigentlich klasse, wie „die“ das organisieren, so mit dem „nix bezahlen“ müssen.
Zufriedenheit ist das heutige Barometer und um mit Schweinehundeworten zu sprechen: jeder weiß es doch so genau - wir bewegen uns zu wenig, essen zu viel und oftmals das Falsche und die gute Laune stellt sich dann viel zu selten angesichts mancher Schwere ein.
Dass es auch anders geht, mögen unsere tollen Fotos vom bewegten Sommerfest 2015 veranschaulichen, also los-gucken…
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